In ihrer äußeren Erscheinung ähneln die erzgebirgischen Weihnachtspyramiden anderem, nicht beweglichem Weihnachtsschmuck, wie dem Lausitzer Pyramidenleuchter, dem Thüringer Reifenbäumchen oder auch dem Klausenbaum aus Bayern. Im Aufbau mit den beweglichen Teilen unterscheidet sich jedoch die Drehpyramide des Erzgebirges von den anderen Pyramidenformen. Sicher diente dabei das bergmännische Vorbild des Pferdegöpels den Handwerksmeistern als Anregung.
Festlich erleuchtet drehen sich durch die aufsteigende Wärme der Kerzen auf den einzelnen Stockwerken die gedrechselten oder geschnitzten Figurengruppen.
Weihnachtspyramiden waren zunächst Einzelstücke, die in den Spielzeugmacher-Familien entstanden, um in der Advents zeit die eigene Stube weihnachtlich zu schmücken. Eine gewerbliche Herstellung der erzgebirgischen Pyramiden begann erst später, im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
Engel und Bergmann sind die bekanntesten Symbolfi guren der erzgebirgischen Weihnacht. An der Seite des Bergmanns symbolisiert der Lichterengel das tiefe emotionale Verhältnis zum Licht und den Segen, den der Bergmann bei seiner Arbeit unter Tage benötigt. Untrennbar ist dieses Paar im Erzgebirge verbunden, so überrascht es, dass ihre Entwicklungsgeschichte nicht gemeinsam begonnen hat. Die ersten Inspirationen der hölzernen Darstellungen des Lichterbergmanns lieferten die aus Zinn gefertigten Knappenfiguren, die als Träger der Altarkerzen dienten. Auch den Engel führte es in seiner langen Kulturgeschichte vom Kirchenraum in die Seiffener Weihnachtsstube.
Ein schöner Brauch wird sich zu diesen Figuren im Erzgebirge erzählt. Gemäß dem Geschlecht soll in den kleinen Fenstern der Bergmannshäuser für jedes Kind ein Engel oder ein Bergmann gestanden haben. Hoffen wir, dass diese liebevolle Tradition wieder auflebt!
Was wäre die erzgebirgische Figurenwelt ohne ihren König Nussknacker?
Neben Äpfeln, Pfefferküchlein und anderen Süßigkeiten gehören die vergoldeten Nüsse zum Traditionsschmuck des Weihnachtsbaumes. Wer jedoch deren schmackhaften Kern essen wollte, musste zuerst die harte Schale knacken. Dafür wurde die Nusszange geschaffen, die neben ihrer praktischen Funktion sehr zeitig auch zum Gegenstand figürlicher Darstellung wurde.
Bereits 1735 war in Sonneberg von hölzernen »Nussbeißern« die Rede. Es waren kräftige Gestalten mit großem Kopf und einem Hebel am Rücken, mit dem die Nuss gegen den Oberkiefer gedrückt und somit geknackt werden konnte.
Die heute weltberühmten Seiffener Nussknacker entstanden der Überlieferung nach erstmalig um 1870 in der kleinen Werkstatt Wilhelm Füchtners. An ihrem Grundaufbau hat sich bis heute nichts geändert.
Wenn zur Weihnachtszeit leise ein Wohlgeruch den Raum erfüllt, dann ist es der Verdienst einer bescheidenen und ganz stillen Figur – dem erzgebirgischen Räuchermännchen.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts müssen die Räucherkerzen zum erzgebirgischen Weihnachtsbrauchtum gehört haben. Neben der duftspendenden Eigenschaft hatte die Räucherkerze in den vergangenen Jahrhunderten durchaus auch eine religiöse Bedeutung oder wurde als Heilmittel bei Atemwegserkrankungen eingesetzt.
Wann jedoch genau der drei Zentimeter hohe Teigkegel in einen hohl ausgewölbten Innenraum einer Figur gestellt wurde, ist nicht genau belegt. Um 1850 sollen in Seiffen in den Händen von Ferdinand Frohs und Friedrich Haustein die ersten gedrechselten Räuchermänner entstanden sein.
Im Gegensatz zum Nussknacker, der mit leichter Satire die Obrigkeit darstellt, widmete man sich in dieser figürlichen Darstellung den beliebten Dorftypen wie Essenkehrer, Nachtwächter und Postbote.
Wer heute zur Weihnachtszeit durch die Städte und Dörfer des Erzgebirges fährt, wird ihm in ungezählten Fenstern und sogar übermannsgroß auf öffentlichen Plätzen begegnen: dem im festlichen Lichterglanz erstrahlenden Schwibbogen. Seit mehr als 250 Jahren ist er untrennbar mit der Erzgebirgsweihnacht verbunden. Der Bergschmied Johann Teller aus Johanngeorgenstadt soll um 1726 den ersten schmiedeeisernen Leuchter dieser Art angefertigt haben.
Der Überlieferung nach hat die Form des Schwibbogens einen bergmännischen Ursprung. So haben am »Zechenheiligabend« die Bergleute zur letzten Schicht vor dem Weihnachtsfest, der Mettenschicht, ihre brennenden Grubenlampen wie das Mundloch des Stollens halbkreisförmig an die Wand gehängt.
Seinen Namen bekam der Schwibbogen aus der Architektur. Zur Zeit der Gotik bezeichnete man einen frei zwischen zwei Mauern stehenden und von diesen gestützten Bogen als »Schwebebogen«.
Das anschauliche Erzählen von Märchen und Geschichten zum Klang lieblicher Melodien hat mit den Spieldosen bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Besonders zur Weihnachtszeit erwacht mit den dargestellten beweglichen Szenen etwas vom Zauber längst vergessen geglaubter Kindheitserinnerungen.
Zunächst waren es ganz einfache »Klimperkästchen«, die als bewegliches und tönendes Spielzeug mit einer kleinen Kurbel von Hand angetrieben wurden und einen eher hölzernen Klang zur Bewegung der Menschen- und Tierfiguren erzeugten. Erst in der Zeit um 1930 entstanden die ersten Spieldosen.
Neben Engelsminiaturen, Bildern aus der Märchen- und Sagenwelt oder dem dörflichen Leben wurde die Christgeburt zum zentralen weihnachtlichen Thema für die kunstfertigen Spielzeugmacher. Im Inneren durch ein filigranes, mechanisches Musikwerk angetrieben, erklingen seither aus den kleinen Kunstwerken ganz unterschiedliche Melodien.
Noch heute gehen in Seiffen und anderen Erzgebirgsgemeinden an den Adventssonntagen Kurrendesänger mit Laterne und leuchtendem Stern von Haus zu Haus und wünschen den Bewohnern mit Chorälen und festlichen Liedern eine gesegnete Weihnachtszeit.
»Curro« entspringt dem lateinischen »currere«, was soviel wie »laufen« bedeutet. Die Kurrende war ein »laufender« Knabenchor, dem Kinder zwischen 10 und 14 Jahren angehören durften. Erst nach 1945 wurden auch Mädchen für diesen Kirchenchor ausgewählt. Die Kleidung der Sänger erhielt ihre heutige Form um 1535 mit dem Übergang des Seiffener Gebietes zum Protestantismus. Im Gegensatz zu den Ministranten des katholischen Priesters bestand die schwarze Kleidung der Kurrende aus dem einfachen Übergewand und einer runden Kopfbedeckung.
Zu der vom Seiffener Max Schanz um 1935 geschaffenen »Urkurrende« gehörten fünf Kurrendaner mit einem Buch in beiden Händen, ein Sternträger, drei dünn gehaltene Satteldachhäuser, eines davon mit Dachreitertürmchen als Kirche, sowie zwei Spanbäume. Möglicherweise bildeten auch die Dresdner Kruzianer das Vorbild für dieses reizvolle Seiffener Kurrendemotiv.